Ja die Stadtluft kann schon zur Plage werden und dann sehnt frau sich nach der fernen Frische vor den Toren und träumt von den Wolken die sich an den entlegenen Bergrücken teilen. Keine Stunde entfernt genießt man die Landluft und die taubenetzten Wiesen im Tal nach Mürzsteg. Die letzten Gasthöfe und Nahversorger sind längst geschlossen, doch die eigene Kindheit verlangt zu verharren. Mit etwas familiärem Schmerz wurde nach einem Pilzbefall der Bestand entsorgt und durch einen Neubau ersetzt.


Und dieser kommt hermetisch hölzern daher, hebt sich vom Boden ab, begleitet die Talsohle und ruht einem Monolithen für Schutzsuchende gleich am Ortsrand. Maßstab, Form und Ausrichtung reihen sich nahtlos in das dörfliche Gefüge ein. Der geschlossene Holzschirm trotzt dem Draußen. Nur dort, wo das Innen sich bewusst mit der Umgebung verbinden will, wird die Fassade ohne Materialwechsel zur kommunikativen, naturnahen Schnittstelle.


Die Details entwickeln sich aus der geschickt eingesetzten modularen Holzbauweise. Feinheit und Raffinesse liegen in der überlegten Reduktion und Konzentration auf das Wenige, sei es der Dachsaum, die Setzung der Öffnungen oder die Rauheit und Unberührtheit der Innenräume. Das Notwendige bleibt sichtbar  ohne den Raum zu konterkarieren. Die kompakte Dichte der beiden Geschoße ist eine Allegorie der Fichte und wird im Obergeschoß durch das Konzept vom Haus im Haus kathartisch erweitert. Halboffene, kleine Schlafkojen säumen einen mit einfachen Haken versehenen schmalen Gang, der durch das über ein Lichtband in der Dachfläche einfallende Tageslicht eine nahezu spirituelle Wirkung entfaltet.


Eine Menge Leute geht hier hinein, ganze Familien haben in dieser gedrängten Gediegenheit Platz- eigentlich fast zu schade, um nur am Wochenende Landluft zu schnuppern.


(Text: GerambRose Juror Christian Matt)


                          GerambRose

                          Baukultur Steiermark

                          Preisträger

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