1 Zahnpastatube


Wieder Wien!

Donnerstag, 8. August 2019

Die Zeit vergeht wie im Flug und ich bin schon wieder gute 2 Wochen zurück in Österreich. Aber ist es wirklich so, bin ich wirklich wieder zurück und falls ja, was ist geblieben von der Zeit in Addis?

Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich gegen Ende meines Aufenthalts in Addis die Tage herunter gezählt habe, nicht aber die Tage bis ich endlich zurück nach Hause fliegen kann, sondern die Tage die mir noch bleiben, bevor ich weg muss. Die Arbeit, die ich dort gemacht habe ist zwar fürs erste abgeschlossen, aber irgendwie ist da natürlich etwas hängen geblieben, die Ideen und Konzepte, wie es mit der Deutschen Botschaftsschule Addis Abeba weiter gehen könnte und das Bedürfnis, weiter zu verfolgen, was davon umgesetzt werden kann und wie sich dieses zarte Pflänzchen weiter entwickelt. 

Es sind aber vor allem auch Menschen, die ich schätzen gelernt habe und die ich hoffentlich nicht ganz aus den Augen oder zumindest aus dem Sinn verlieren werde. Menschen, mit denen ich zusammen gearbeitet habe aber auch anonyme Menschen, die mir einfach täglich auf der Straße begegnet sind… der junge Bub beispielsweise, der mir nur ein einziges mal die Schuhe geputzt und dabei aus meinen Wildlederschuhen Glattlederschuhe gemacht hat, dem ich dann aber statt umgerechnet 30 Cent 60 Cent für seine Arbeit gegeben habe und der dadurch für den Rest meiner Zeit in Addis zu einem „Freund“ geworden ist, der mir auch schon mal nachgelaufen ist, nur um mich zu begrüßen. Es sind diese einfachen Begegnungen auf der Straße, die es in der Anonymität hier einfach nicht mehr gibt. Gelegentlich falle ich in Wien noch in das „Addis- Schema“ zurück und  stelle fest, dass es funktioniert, die meisten Leute reagieren auch hier total positiv, wenn man offen auf sie zugeht…

Am eindrücklichsten ist aber momentan der geänderte, kritischere Blick auf unsere europäischen Gewohnheiten. Ich schaffe es noch immer nicht, einfach in den Supermarkt zu gehen und das vielfältige Angebot zu schätzen, ich empfinde es im Gegenteil als absoluten Wahnsinn, wieviel sinnloses Zeug es bei uns zu kaufen gibt und wie uns Tag für Tag eingetrichtert wird, was wir nicht alles noch dringend kaufen müssen. 

Von Sokrates stammt das Zitat: Wie viele sinnvolle(!) Dinge es doch gibt, die ich nicht brauche!

Wir machen, so wie wir in Europa momentan leben, unsere Welt kaputt! Wer jemals die Chance gehabt hat, das Leben in einem anderen, ärmeren Kulturkreis näher kennen zu lernen, wer sieht, mit wie wenig andere Menschen ihr Leben bestreiten müssen, wird feststellen, dass es nicht diejenigen sind, die auf der Flucht vor Krieg und Hunger an den Küsten des Mittelmeers landen, die unseren Wohlstand gefährden. Wir in unserem westlichen Luxus sind es, die am Ast sägen, auf dem wir alle sitzen. Das ist eine Erkenntnis, die ich neben vielen anderen aus Afrika mitgenommen habe, eine Erkenntnis die sicher bleibt!