1 Zahnpastatube


Hakuna matata

Dienstag, 9. Juli 2019

Dabei handelt es sich ziemlich sicher nicht um eine Sure aus dem Koran, aber es ist der wohl am häufigsten gehörte Spruch auf Sansibar und so sind die Leute zwar gläubige Muslims, legen aber wohl viele der religiösen Vorschriften sehr frei aus, indem sie bei allem was sie tun, den Satz „hakuna matata“ dranhängen. Wörtlich übersetzt bedeutet er in etwa: mach dir keine Sorgen, eher treffend ist wohl die Übersetzung: Scheiß die nix!

Der Taxifahrer der mich von Stone town an die Ostküste gebracht hat, eine Strecke von ca. 40km, war wohl die Personifizierung dieses Lebensgefühls. Nach wenigen Kilometern schon hatte er die Idee, dass wir ja unterwegs auch mal ein Bier trinken könnten, Muslims trinken zwar keinen Alkohol, aber „hakuna matata“! Die Fahrt dauerte dann insgesamt auch gute 2 Stunden. Mittlerweile wusste er natürlich alles über mich, wollte mir ein Haus verkaufen, mit mir ins Immobiliengeschäft, sprich die Planung von Hotelanlagen einsteigen, Motorräder aus Österreich importieren, die ostafrikanische Küste entlang segeln etc. Hinter der Theke an der Bar, wo wir Rast machten, oberhalb des Getränkekühlschranks war plötzlich eine Schlange. Mir wäre sie ja nicht aufgefallen, aber der Taxifahrer hat sie mir gezeigt, sie sei gefährlich aber „hakuna matata“, nur die Kellnerin hat die Bar fluchtartig verlassen und wollte partout nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurück. Mich hat das Ding nicht sehr beeindruckt, sie war vielleicht einen guten Meter lang und nur fingerdick. Die Männer vor Ort haben zwar mit einem Holzstecken versucht, das Tier zu erschlagen, haben es aber nicht wirklich getroffen, die Schlange hat gefaucht und war äußerst aggressiv, sie hat sich dann aber hinter dem Kühlschrank verkrochen. Es war, wie sich dann heraus gestellt hat, übrigens eine Grüne Mamba und von der will man wirklich nicht gebissen werden! 

Wieder unterwegs und knapp vor dem Ziel hält der Taxler eine junge Frau auf, die mit ihren Einkäufen wohl grad auf dem Weg nach Hause war. Nach kurzem Gespräch erklärt er mir, sie wäre bereit, mit mir mitzugehen, ich schaue ihn nur mit großen fragenden Augen an, er meint nur „hakuna matata“, das machen hier alle so. 

Und er hat später, wir gingen noch schnell auf ein Bier bevor wir angekommen sind, wieder aus eigener Initiative noch einmal eine Kellnerin gefragt und war dann „hakuna matata“ ganz überrascht, als ich wieder kein Interesse gezeigt habe. 

Prostitution scheint auf Sansibar völlig alltäglich zu sein und auch die jungen Frauen, die der Taxler kontaktiert hat, haben auf seine unvermittelte Frage keineswegs verstört reagiert, das scheint für sie „hakuna matata“ Teil des Alltags zu sein. Ein zweiter Aspekt der Prostitution, den man ganz offen erleben kann, sind die vielen weißen Frauen, die hier allein einen Urlaub verbringen und „hakuna matata“ sich für die Dauer ihres Aufenthalts einen einheimischen Liebhaber mieten, mit dem sie dann Arm in Arm den ganzen Tag am Strand flanieren. Vielfach geht das scheinbar so weit, dass weiße Frauen das ganze Jahr über ihren schwarzen Toy-boys vor Ort Geld überweisen, damit diese ihnen dann für 2 Urlaubswochen zu Diensten sind!

Sansibar ist wunderschön, man kann einen traumhaft schönen, ruhigen Urlaub verbringen, wenn man bereit ist die Augen zu verschließen, bekommt man auch vieles gar nicht mit, wer aber ein bisschen ein Sensorium hat, merkt bald, dass es hinter der schönen heilen Welt eine Welt aus Drogen, Prostitution, Korruption und Armut gibt.