1 Zahnpastatube


...über das Wetter

Freitag, 21. Juni 2019

Wenn man als Europäer an Afrika denkt, denkt man zuerst mal an Sonne und Hitze. Mir ist es auch ein bisschen so gegangen, obwohl ich mir natürlich im Vorfeld meines Aufenthalts Klimatabellen angeschaut habe.

In Wirklichkeit war es hier bisher nie wirklich heiß, es hat meistens so um die 20°, in der Nacht kann es sogar empfindlich kühl werden und das liegt einfach auch daran, dass Addis in den Tropen und auf fast 2500m Meereshöhe liegt.

Durch die Nähe zum Äquator dauert der Tag hier das ganze Jahr über fast 12 Stunden ebenso die Nacht, um 7h abends ist es also immer stockfinster. Die Sonne steht mittags fast senkrecht am Himmel und das ist für mich eine echt angenehme Überraschung. Dies hat nämlich zur Folge, dass die Sonne nur am Morgen und gegen Abend flach in die Räume scheint, die meiste Zeit des Tages steht sie so steil, dass man bei offenem Fenster gemütlich arbeiten kann, ohne dass die Sonne blendet oder den Raum zu sehr aufwärmt.

Vor ein paar Tagen hat hier die Regenzeit begonnen und das bedeutet erstmal, dass es noch ein bisschen kühler geworden ist und dass es zwar nicht permanent, aber doch täglich regnet. Und dieser Regen (und Hagel) geht oft in einer Heftigkeit nieder, die wir von Europa einfach nicht kennen. Immer wieder stehe ich mit staunendem Blick vor dem Fenster und bewundere das Naturschauspiel. Für die Äthiopier ist ja die Regenzeit die schöne Zeit und das kommt sicherlich daher, dass hier der Regen gleichbedeutend mit Wachstum und fruchtbaren Böden ist und also das Überleben garantiert.

Wir Europäer sind natürlich degeneriert und wünschen uns jeden Tag Sonne und trockenes Wetter. Eines aber habe ich in der Zeit hier schon gelernt. Der Begriff „Trockenzeit“ mag hier für einen Bauern auf dem Land seine Gültigkeit haben, in der Metropole Addis ist der Begriff irreführend. Hier ist es entweder saunass, mit teilweise überschwemmten, teilweise lehmig aufgeweichten Straßen oder es ist so trocken und staubig und zwar oft so, dass man es körperlich beim Atmen spürt. Es gibt hier aus meiner Sicht also eine Regenzeit und eine Staubzeit und sobald die eine da ist, wünscht man sich die andere... da muss ich noch an mir arbeiten, bis ich das Wetter so nehmen kann, wie es eben ist (das macht nämlich der Bauer hier auf dem Land schon seit tausenden von Jahren)!